Herzensgebet

Es gibt verschiedene Traditionen des Herzensgebetes. Am weitesten verbreitet sind heute Formen des Herzensgebetes, die sich aus den Weisungen der Wüstenväter und Wüstenmütter, also aus der Tradition der Hesychia, entwickelt haben. Insbesondere das Jesus-Gebet und das Ruhegebet (nach Johannes Casian) werden viel praktiziert. Es gibt auch eine romanische Tradition des Herzensgebetes, nach der französischen Heiligen Madame Guillion, die eine zeitlang auch in Deutschland weit verbreitet war. Insbesondere über den evangelischen Mystiker Gerhard Teerstegen fand sie Eingang in den Pietismus.

Während mit dem Jesus-Gebet strenge geistige Anforderungen verbunden sind, suchen wir mit offeneren und freieren Formen des Herzensgebetes den Lebensbedingungen des modernen Menschen gerecht zu werden und seine Bewußtseinsentwicklung zu fördern. Das Gebet im Herzen, mit einem einzigen Wort oder Vers, führt über die Geistessammlung und einem Sich-Überlassen in den Raum der eigenen leiblich-seelischen Mitte. An diesem Ort kann das geheimnisvolle Einwirken der Kräfte Gottes, der Liebe des himmlischen Vaters, der Verwandlungskraft des heiligen Geistes und des Geistes Jesu besonders deutlich in mein Dasein hinein erfahren werden. Tiefe innere Ruhe, Gelassenheit, Liebe für sich selbst und die Mitmenschen sowie eine verstärkte Verantwortung für die Schöpfung, können die Frucht des Gebetes sein.